„Das Leben an sich ist sinnvoll.“
Der Theologe und Logotherapeut Christoph Schlick im Gespräch mit Reanta Schmidtkunz.
Seine Lebensaufgabe ist es, anderen dabei zu helfen, ihren Sinn des Lebens zu finden. Christoph Schlick leitet heute das von ihm gegründete „SinnZENTRUM“ in Salzburg. Ursprünglich hätte er die Kanzlei seines Vaters übernehmen sollen. Schlick wurde 1961 in Graz als Sohn eines Anwaltes und einer Pharmazeutin geboren und ist durch sein christlich geprägtes Umfeld in die katholische Glaubensgemeinschaft hineingewachsen. Als er ein Jahr vor der Matura in der Benediktinerabtei Seckau gemeinsam mit anderen Jugendlichen Ostern feierte, stellte er erstmals den Plan in Frage, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Es war vor allem das Credo des Ordens „bete, arbeite und lese“, das ihn beeindruckte.
Dennoch begann er zuerst in Graz Jus zu studieren. Aber auch Theologie. Mit 19 Jahren entschloss er sich, von einem Tag auf den anderen, als Benediktinermönch in die Abtei Seckau einzutreten. Nach seinem Studium übernahm er die Internats- und Wirtschaftsführung der Abtei und somit Verantwortung für rund 150 Mitarbeiterinnen und 300 Schüler. Doch der junge Mönch wurde das Gefühl nicht los, dass die Gemeinschaft, die nach außen hin so stark betont wurde, im Inneren gar nicht bestand. Daraufhin stellte er sich die für ihn zentrale Frage, wofür er das alles mache, und gab sich die Antwort: „Meine Lebensaufgabe ist es nicht, die Abtei einfach nur so zu erhalten wie sie ist. Ich möchte etwas Neues kreieren“, was in einer Gemeinschaft, die sich scheinbar Neuerungen verschloss, aber nicht einfach war.
Als Schlick im Jahre 1988 in Wien Viktor Frankls Vortrag „von der Selbstverwirklichung zur Sinnverwirklichung“ besuchte, war er wieder einmal von dieser Persönlichkeit inspiriert. Der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl, der sich als Mediziner besonders für Depression und Suizid interessierte, hatte als Gefangener den Holocaust überlebt und mit seinem Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen“großes Ansehen erlangt. Eine Hauptthese der von Frankl begründeten Logotherapie und Existenzanalyse, die eine Form der sinnorientierten Psychotherapie darstellt, besagt, dass es nicht darauf ankomme, in welcher Situation man sich befindet, um ein erfülltes Leben zu führen, sondern mit welcher Haltung man diese Situation bewältige.
Christoph Schlick, der immer größere Zweifel an seiner Arbeit in der Abtei hatte, begann in den 1990er Jahren bei Elisabeth Lukas, einer Schülerin Frankls, eine Ausbildung in Logotherapie und Existenzanalyse. Im Jahr 2001 gründete er in Salzburg sein eigenes Institut, an dem er die Lehre Frankls weiterentwickelt, andere ausbildet und Therapiestunden anbietet. Schlick trat aus dem Orden aus und heiratete.
Obwohl er innerhalb seiner Familie schwere Schicksalsschläge erleiden musste – eine Tochter starb vor der Geburt, die andere wurde mit schweren psychischen und physischen Beeinträchtigungen zur Welt gebracht – hält er dennoch an der Vorstellung fest, dass der Geist eines Menschen im Kern immer gesund sei, wenn auch seine Psyche manchmal getrübt sein mag. „Das Leben ist an sich sinnvoll“ ist Christoph Schlick überzeugt. Als Therapeut und Unternehmensberater will er mit dem SinnZENTRUM Menschen, die noch auf der Suche nach dem Sinn ihres Daseins sind, zu mehr Lebensfreude und Fülle führen. „Wenn ich weiß wer ich bin und was meine Aufgabe hier auf dieser Erde ist, dann habe ich ein sinnerfülltes Leben.“
Birgit Allesch, Clubzeitung Ö1, Okt 2018 (leicht geändert)